Mein Credo in Form von einigen Zitaten:

Aus "So sprach der Weise - Chinesisches Gedankengut aus drei Jahrtausenden" Rütten & Loening, Berlin 1981

DSCHUANG DSE (S. 202)

Die Weltabgewandten kümmert es nicht, wenn die Welt zugrunde geht; nie würden sie sich umwenden und zu Hilfe eilen.

Die Lebensgierigen wiederum jagen den Dingen nach mit Feuereifer; nie würden sie einen Blick zurückwerfen, um zu sehen, wohin es sie treibt.

Und mögen sie nun König oder Knecht sein, so sind sie es doch nur durch die Gunst oder Mißgunst der Zeit.

Ändern sich die Zeiten, so unterscheidet sie nichts mehr in ihrer Erbärmlichkeit.

Darum ist der wahrhaft Große Mensch nicht starrem Verhalten verhaftet.



"Wehe denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!" (JESAJA 5,21)


Als Yang Dse-dschü südwärts nach Pe reiste, geschah es, daß sich Lau Dse gerade westwärts auf dem Weg nach Tschin befand. Yang Dse-dschü, der ihn zu einem Gespräch vor der Stadt eingeladen hatte, begegnete ihm in Liang.

Als sie ein Stück Weges gegangen waren, hob Lau Dse mit einemmal seinen Blick zum Himmel und sagte mit einem Seufzer: Ich dachte anfangs, Ihr wärt noch zu belehren. Nun aber weiß ich, daß Ihr es nicht seid.

Yang Dse-dschü erwiderte nichts darauf.

Nachdem sie das Rasthaus erreicht hatten, brachte Dse-dschü dem Meister eine Schüssel mit Wasser zur Waschung des Leibes und Spülung des Mundes sowie Handtuch und Kamm. Seine Sandalen hatte er schon vor der Tür ausgezogen, und auf den Knien an den Meister heranrutschend, sprach er: Euer Schüler wollte schon vorher um Eure geschätzte Meinung bitten. Doch wagte er nicht, den Meister beim Gehen zu stören. Da Ihr nun rastet, möchte ich Euch fragen, was Ihr an mir zu tadeln findet.

Lau Dse erwiderte:

Der Hochmut hat Euch blind gemacht.

Ihr dünkt Euch groß in Eurem Wahn.

So weckt in jedem Ihr Verdacht,

und keiner ist Euch zugetan.

Wer wirklich reinen Herzens ist,

der beugt in Demut sich vor allen.

Wer überreich an Tugend ist,

blickt nie auf sich mit Wohlgefallen.

Ich habe in Ehrfurcht Eure Lehren vernommen, erwiderte Yang Dse-dschü, vor Scham errötend.

Als Yang Dse-dschü sich auf die Reise begeben hatte, wurde er überall in den Rasthäusern mit großem Respekt empfangen; der Wirt rückte ihm persönlich die Matte zurecht, und die Wirtin brachte ihm Handtuch und Kamm. Alle machten ihm dienstbeflissen Platz, und selbst der Koch verkroch sich hinter dem Herd. Auf der Rückreise aber geschah es, daß sich die anderen Gäste in den Rasthäusern, wo er einkehrte, mit ihm ungeniert um den besten Platz auf den Matten stritten.

Was gilt als gut und was als schlecht?

Wer Erfolg hat, wird Herr, wer nicht, wird Knecht.


Mittlerer Weg

Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Im Buddhismus versteht man unter dem mittleren Pfad das Prinzip der Vermeidung als extrem aufgefaßter, geistiger Positionen.

Folgender Vers bringt dies deutlich zum Ausdruck:

Nicht freue ich mich auf das Sterben, nicht freue ich mich auf das Leben.

Ich erwarte vielmehr das Schicksal, vollbewußt und achtsam.

Zu Zeiten des historischen Buddha waren die religiösen Schulen von Extremen geprägt; auch der Erwachte selbst war ursprünglich Mitglied einer dieser  Schulen, die sich durch extreme Formen von Askese und Weltabgewandtheit hervortaten. Zum Teil gingen diese Praktiken bis an die Grenze der Selbstzerstörung, wovon der Erwachte auch bestürzendes Zeugnis ablegte. Erst als er sich von diesen Praktiken abwandte, fand er fast wie zufällig die Erkenntnis.

Bei seiner ersten Lehrrede nach seiner Erleuchtung erläuterte er den Mittleren Weg seinen ehemaligen Asketen-Gefährten: "Zwei Extreme sind, ihr Mönche, von Hauslosen nicht zu pflegen. Welche zwei? Bei Sinnendingen sich dem Anhaften am Sinnenwohl hingeben, dem niederen, gemeinen, gewöhnlichen, unedlen, heillosen; und sich der Selbstqual hingeben, der schmerzlichen, unedlen, heillosen. Diese beiden Extreme vermeidend, ist der Vollendete zum mittleren Vorgehen erwacht, das sehend und wissend macht, das zur Beruhigung, zum Überblick, zur Erwachung, zum Nirvana führt."

Somit lautet übersetzt, was sich im Mittleren Pfad widerspiegelt, daß die Erkenntnis weder in exzessiver Weltabgewandtheit, noch in einer den materiellen Dingen verhafteten Lebensweise zu finden sei.

Der Mittlere Weg wird u.a. mit dem Gleichnis einer Saite eines Musikinstrumentes beschrieben. Ist sie zu wenig gespannt entsteht kein schöner Klang. Ist sie zu stark gespannt, kann sie reißen. Nur wenn eine Saite die geeignete Spannung hat (zwischen den Extremen) kann sie einen schönen Klang erzeugen.




Die vier Edlen Wahrheiten lauten:

  1. Dukkha - Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll.

    Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Aneignungen (skt. skandha, p. khandhah) sind Leiden.
  2. Samudaya - Die Ursachen des Leidens sind Begehren, Abneigung (negatives Begehren) und Unwissenheit (über die Natur des Leidens).

    Das Verlangen/Durst (pali: tanhā), - begleitet von Leidenschaft bzw. Wonne, genossen eben hier und eben da - nämlich das Verlangen nach Sinneslust, das Verlangen nach Werden, das Verlangen nach Nicht-Werden.
  3. Nirodha - Durch das Erlöschen der Ursachen erlischt das Leiden.

    Das restlose Vergehen bzw. Enden, Abkehren, Abtreten, Aufgeben und Loslassen genau dieses Verlangens (tanha)
  4. Magga - Zum Erlöschen des Begehrens (und damit des Leidens) führt der „Edle Achtfache Pfad“.

    Gerade dieser achtfache Pfad: Rechte Sicht, rechte Entschlossenheit, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt/-erwerb, rechtes Bemühen, rechte Aufmerksamkeit/Achtsamkeit, rechte Konzentration.

Diese acht Glieder sind enthalten in den drei Gruppen Weisheit (paññā; erster und zweiter Teil), Sittlichkeit (sīla; dritter bis fünfter Teil) und Vertiefung (samādhi; sechster bis achter Teil).




Alle Glieder beginnen mit Samma, was soviel heißt wie "recht" oder "vollkommen". Darunter ist ganz allgemein zu verstehen: nicht einseitig, nicht ich-bezogen, sondern auf das Ganze bezogen, vollständig, was angemessen ist, was weder zwiespältig noch einseitig ist. Buddhas Weg ist ein Weg der Mitte, der alle Extreme meidet. Die ersten beiden Glieder beziehen sich auf das Denken und die Gesinnung. Für einen Buddhisten fängt das Tun nicht erst mit der Tat an, die Vorbereitungen für eine Tat finden immer im Denken statt, ob bewusst oder unbewusst. Die Glieder drei bis fünf beziehen sich auf das sittliche Verhalten, und bei den letzten drei Gliedern geht es um das Geistestraining, den Zugang zur spirituellen Dimension.

Der Begriff "Pfad" ist hier nicht im Sinne eines linearen Fortschreitens von Stufe zu Stufe gemeint: Alle Komponenten sind von gleicher Wichtigkeit und sollten daher von einem Buddhisten immer gleichzeitig geübt werden, auch wenn dies unterschiedlich gut gelingt. Ferner gibt es viele Querverbindungen und gegenseitige Abhängigkeiten unter den einzelnen Pfadgliedern. So gehört die "rechte Rede" beispielsweise zum Bereich des "rechten Handelns" und "rechtes Handeln" ist wiederum nur in Verbindung mit "rechter Achtsamkeit" möglich.

Weisheits-Gruppe (paññā)

Rechte Anschauung bzw. rechte Erkenntnis

Rechte Anschauung bzw. rechte Erkenntnis ist die Einsicht und Anerkennung der vier edlen Wahrheiten und umfasst das Durchschauen, wie Leiden entsteht. Denn Unwissen, falsches Wissen, führt zum Leiden: Leiden entsteht durch das Hängen der Sinne, die ihrerseits kurzlebig und vergänglich sind, an Dingen, die auch selbst substanzlos und vergänglich sind. Es ist also das Haften unbeständiger Sinne an unbeständigen Geistesobjekten. Dadurch entsteht ein Durst, eine Gier, und die entsprechenden Gefühle, wie Ablehnung, Hass und Zorn, die alle leidvoll sind. Hierzu gehört auch die Einsicht, dass unser Ich (Selbst) keine für sich stehende, unsterbliche Substanz ist und dass man sich an nichts Schönem und Gutem in diesem Leben festhält, weil es kein dauerhaftes Glück im Leben gibt.

Rechte Gesinnung bzw. rechter Entschluss

Rechte Gesinnung bzw. rechter Entschluss, das rechte Denken bedeutet, gemäß der Einsicht zu handeln, indem man nicht hasst und allen Lebewesen gegenüber Wohlwollen praktiziert. Aus Mitgefühl mit den Lebewesen wird man seinen Fleischgenuss mindern oder einstellen, also mehr oder weniger vegetarisch leben.

Es geht darum, die Gedankenwelt ständig zu prüfen. Handelt es sich um einen heilsamen Gedanken, also einen Gedanken, der mir und den anderen Wohl beschert, oder um einen unheilsamen Gedanken, der mir und anderen Ungemach oder Leiden beschert.

Sittlichkeits-Gruppe (sīla)

Rechte Rede

Rechte Rede meidet Lüge, Verleumdung, Schimpfen, unnützes Gerede und Klatsch. Damit sollen andere zu heilsamem Tun angeregt werden. Wie die Gedanken ist die Rede heilsam oder unheilsam, nützlich oder unnützlich, wahr oder falsch. Ein Wort des guten Wandels ist, "wenn es zur rechten Zeit gesprochen wird, wenn es wahr, höflich, zweckmäßig ist und aus liebevoller Gesinnung kommt."

Rechtes Handeln

Rechtes Handeln bedeutet ein Leben gemäß den Fünf Silas, den Tugendregeln des Buddhismus. Eine Tat, die mich oder andere beschwert, ist zu meiden. Die Tat, die Wohl züchtet, für mich oder andere, ist zu tun.

Rechter Lebenserwerb

Rechter Lebenserwerb bedeutet, einen Beruf auszuüben, der anderen Lebewesen nicht schadet. Berufe, die gegen die buddhistischen Maßstäbe verstoßen, sind zu meiden: Das sind in erster Linie Berufe, in denen das Erhaltene nicht gegeben wurde, oder in denen (fühlende) Lebewesen getötet werden. Mit rechter Lebensführung unvereinbare Berufe sind Metzger, Jäger, Fischer, Soldat, Waffenhändler, Drogenhändler und Tierhändler.

Vertiefungs-Gruppe (samādhi)

Rechtes Streben bzw. rechte Anstrengung

Rechtes Streben bzw. rechte Anstrengung bezeichnet den Willen, Affekte wie Begierde, Hass, Zorn, Ablehnung usw. bei Wahrnehmungen und Widerfahrnissen zu kontrollieren und zu zügeln. Wie beim "rechten Denken" geht es hier um das Prüfen seiner Gedanken, und das Austauschen unheilsamer Gedanken durch heilsame Gedanken: "... wenn böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, aus dieser Vorstellung eine andere gewinnen, ein würdiges Bild ..."

Rechte Achtsamkeit

Rechte Achtsamkeit betrifft zunächst den Körper: Bewusstwerdung aller körperlichen Funktionen wie Atmen, Gehen, Stehen usw.; Bewusstwerdung gegenüber allen Sinnesreizen, Affekten und allen Denkinhalten. Sie sollen umfassend bewusst gemacht sein, um sie kontrollieren zu können. Die Achtsamkeit auf das "Innere" prüft die Geistesregungen und benennt sie. Es geht um ein Bewusstwerden des ständigen Flusses der Gefühle und der Bewusstheitszustände. Die Achtsamkeit auf das „Äußere“ bewirkt, ganz im Hier-und-Jetzt zu sein, nicht der Vergangenheit nachzugrübeln und nicht in der Zukunft zu schwelgen. Das heißt auch, ganz bei der Sache zu sein, oder bei der Person, oder beim Gespräch, die einem gerade gegenüber sind.

Rechtes Sichversenken bzw. rechte Sammlung

Rechtes Sichversenken bzw. rechte Sammlung bezeichnet die Fertigkeit den unruhigen und abschweifenden Geist zu kontrollieren. Häufig auch als einspitziger Geist oder als höchste Konzentration bezeichnet, ist sie ein zentraler Teil der buddhistischen Spiritualität. Um zur rechten Sammlung zu kommen, haben die buddhistischen Schulen viele Methoden und Techniken entwickelt. Es geht hier im wesentlichen um eine buddhistische Meditation, die vor allem die Konzentration auf ein einziges Phänomen (häufig der Atem) verwendet, wodurch der Geist von Gedanken befreit wird und zur Ruhe kommt.

Zwei weitere Glieder

Im Pali-Kanon werden zwei weitere Glieder erwähnt, die sich nach der Erleuchtung entwickeln, und in den Bereich des paññā fallen. Dies sind Rechtes Wissen (sammāñāṇa) und Rechte Befreiung (sammāvimutti). Beide sind nicht klar definiert, jedoch wird spekuliert dass damit ein unerschütterliches Erreichen von Rechter Erkenntnis und Rechtem Sichversenken bezeichnet wird. Dadurch ist ein Verlust der Erleuchtung nicht möglich.

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Last updated at 13:40:00   22.12.2007 (Sam)